Es ist ein eindrucksvolles Tal, das Thayatal, mit steilen Felswänden und sanften Wiesen, mit natürlichen Laubwäldern und einer faszinierenden Tierwelt. Seit dem Jahr 2000 besteht nun auf österreichischer und tschechischer Seite ein grenzüberschreitender Nationalpark.
Das Thayatal zählt zu den letzten naturnahen Tallandschaften Mitteleuropas. Steilufer mit oft senkrechten Felsabstürzen, weite Talgründe und ein reiches Mosaik verschiedener Lebensräume säumen den Fluss auf seinem Weg durch den Nationalpark.
In lang gezogenen Schlingen windet sich die Thaya dutzende Kilometer lang durch eine einzigartige Tallandschaft. Bis zu 220m tief hat sie sich hier vor ca. 5 bis 1,5 Millionen Jahren in das harte kristalline Gestein der Böhmischen Masse eingegraben und eines der schönsten Durchbruchstäler Mitteleuropas geschaffen. Vom 378m hohen Umlaufberg aus, der von der Thaya fast zur Gänze umflossen wird, kommt der einzigartige landschaftliche Reiz des Thayatals am besten zum Ausdruck. Faszinierend ist der abwechslungsreiche geologische Untergrund aus Graniten, Gneisen und Schiefern mit einem ehrwürdigen Alter von bis zu 600 Millionen Jahren. Auch darin sind die beiden Nationalparke eine Superlative, gehören diese Gesteine doch zum ältesten Gebirge beider Länder.
Große Teile der Wälder auf tschechischer Seite lagen unmittelbar am Eisernen Vorhang und waren für die Allgemeinheit nicht zugänglich. Die ersten Schutzbemühungen reichten schon bis in das Jahr 1979 zurück, als auf tschechoslowakischer Seite ein 103 km² großes Gebiet unter Naturschutz gestellt wurde.
Nach der Wende im Jahr 1989 wurde das Naturschutzgebiet zum 1. Juli 1991 durch eine Regierungsverodnung in einen Nationalpark überführt, der eine Fläche von 63 km² einbezog. Die eigentliche Schutzfläche beträgt 29 km². Mit Beginn des Jahres 2000 wurde auch auf dem rechten Thayaufer auf österreichischer Seite der Nationalpark eingerichtet; seither erstreckt sich ein gemeinsames Schutzgebiet auf beiden Staatsgebieten, in dem man sich seit dem Schengener Abkommen ungehindert bewegen kann.
Die Thaya schneidet sich bis zu 220m tief ins Böhmische Massiv ein. Das Ergebnis ist ein Flusstal mit seinen typischen Mäandern, attraktiven Aussichten und den steilen Felswänden des steinernen Meeres. Die Bedeutung des Thayatals ist umso größer, da fast alle ähnlichen Flusstäler in den vergangenen Jahren durch Stauseen, Straßenbauten, Industrie- und Freizeiteinrichtungen zerstört wurden. Heute wird das Ökosystem des Flusses im Nationalpark hauptsächlich durch den Betrieb des Vranover Wasserkraftwerkes beeinflusst. Zur Entlastung der Stauanlage wird das kalte Grundwasser abgelassen und verursacht Pegelschwankungen der Thaya.
Die Wälder bilden ein buntes Mosaik verschiedener Gemeinschaften – von wärmeliebenden Eichenwäldern zu Resten von Eigen-Buchenwäldern mit Tannen und Eiben. In den Wäldern des Thayatals finden sich mehr als 100 Holzarten.
Der Nationalpark Podoyjì erstreckt sich über eine Waldfläche von 54 km2, die wegen ihrer Unzugänglichkeit und historischen Lage am südlichen Rand des tschechischen Gebietes weniger deutliche Spuren des menschlichen Einflusses trägt als irgendwo sonst im dicht besiedelten Mitteleuropa. Die Wälder wurden wirtschaftlich außer Nutzung gestellt, ermöglichen so spontane natürliche Prozesse und dienen dem Schutz der seltenen Tier- und Pflanzenarten.
Insgesamt gibt es im Nationalpark Podyji mehr als 1.200 Arten höherer Pflanzen. Insbesondere durch die Überschneidung mit den Pflanzen aus den südöstlichen pannonischen Gebieten und jenen, die in Mitteleuropa heimisch sind, ergibt sich eine besonders hohe Vielfalt.
Die Thaya schlängelt sich im Rhythmus ihrer Mäander, dreht sich in alle Himmelsrichtungen und schafft somit die besten Voraussetzungen für eine große Artenvielfalt in ihren natürlichen Lebensräumen, von trockenen, durch die Sonne erhitzten Felsensteppen bis zu den schattigen Nordhängen des bewalteten Braitava. Durch die jahrtausendelange landwirtschaftliche Nutzung sind einzigartige Heiden entstanden, die vielen seltenen Arten von Pflanzen Zuflucht bieten.
Aus dem pannonischen Raum kommen etwa die Große Küchenschelle, das Haar-Pfriemengras, aus dem mitteleuropäischen Raum der Felsenmauerpfeffer oder das Leberblümchen und aus dem alpinen Raum die Zyklame und der Gift-Eisenhut.
Die Fauna dieses Gebietes ist ebenfalls sehr interessant und abwechslungsreich. Hier lebt die größte Vielfalt vor allem der wirbellosen Tiere – bis jetzt wurden fast 9000 Arten erkannt, unter anderem 2.300 unterschiedliche Käferarten und 2.100 Schmetterlingsarten. Von den 208 entdeckten Vogelarten zählt der Schwarzstorch und der Wiedehopf zu den größten Gruppen. Auf österreichischer Seite ist vor allem die Wildkatze (linkes Foto: NP-Thayatal) wieder ins Waldgebiet zurückgekehrt. Am Fluss lebt wieder der Fischotter und in Flussnähe die Smaragdeidechse.
Die mittlere Region des NP Podoyjì, aber auch die Region rund um Hardegg ist reich an Geschichte, was eine große Anzahl von historischen Gebäuden und Denkmälern beweist. Zeugen für den Lauf der Zeit sind nicht nur archäologische Funde an verschiedenen Standorten, sondern Burgen und Schlösser auf beiden Seiten der Landesgrenze. Auf tschechischer Seite steht das Schloss Vranov nad Dyjì (links Foto: Jerzy Strzelecki), Burg Neuhäusel und die Znaimer Burg. Meist sehr gut erhaltene Dörfer in der Schutzzone des Nationalparks stehen für ein Leben der Menschen im Einklang mit der Natur. Gebäude aus de Zwischenkriegszeit, militärische Befestigungsanlagen und die Überreste des Eisernen Vorhangs bei Cizov (rechtes Foto) erinnern an die traurige jüngere Geschichte.
Der österreichische Teil des Nationalparks umfasst 1.360 ha,
1.231 ha sind Naturzone, auf 106 ha Naturzone mit Management werden Eingriffe zum Schutz des Ökosystems gestattet. Die Außenzone beträgt 23 Hektar. Die Thaya bildet auf 25 km Flusslänge die gemeinsame Staatsgrenze. Allerdings weicht die Flusslänge extrem von der Luftlinie ab. Diese beträgt nämlich nur 10 km.
Auf der österreichischen Seite ist die Stadt Hardegg die einzige Ortschaft im Nationalpark Thayatal. Mit ihren rund 80 Einwohnern ist die Katastralgemeinde Hardegg die kleinste Stadt Österreichs.
Der tschechische Národní Park Podyjí ist 6.260 ha groß, 2.220 ha sind Kernzone, 2.260 ha Pflegezone und 1.780 ha Außenzone und ist der flächenmäßig kleine Nationalpark Tschechien.
Der Nationalpark Podyjí zeichnet sich aus durch die spektakuläre Felslandschaften, den Mäandern, ausgedehnten Schotterfeldern, schwer zugängigen Abgründen, aber auch den Auwiesen entlang der Thaya und sonnigen Waldsteppen und seinem Pflanzenreichtum auf relativ kleiner Fläche.