wohltuende Entschleunigung
In der Osterwoche reisten wir quer durchs Monferrato im südöstlichen Piemont und bekamen ein Gefühl, was gutes Leben bedeuten könnte.
Das Monferrato ist ein Landstrich, der vom südlichen Po-Ufer bei Casale bis fast zur ligurischen Küste reicht. Seit einigen Jahren steht die Hügellandschaft unter UNESCO-Welterbeschutz. Aus dieser Region kommen auch die bei uns bekannten Weine wie Barolo, Barbera und Spumente.
„Das Weingebiet Langhe-Monferrato ist ein außerordentliches Beispiel der Arbeit des Menschen in einem natürlichen Umfeld. Dank der ständigen Entwicklung der Technik und der Weinkultur haben sich die Weinberge bestens den Eigenschaften des Bodens und dem Klima angepasst“, hieß es in der UNESCO-Begründung. In der Osterwoche sind wir durch diesen Landstrich gereist von der Stadt am Po Casale über der Provinzhauptstadt Alessandria, der Weinhauptstadt Asti bis nach Spigno ganz im Süden fast schon an der Küste des Mittelmeeres.
Es sind ganz harmonische Hügel, die vom Po-Ufer an die hundert Kilometer nach Süden reichen und nach Wein, Tradition, Kunst und Kulutur duften.
Die Geschichte hat in diesen Hügeln künstlerische Schönheiten hinterlassen, die von der Romanik bis zum Barock reichen, ein Schatz an Burgen, Türmen, Dörfern, Palazzi, Kunstwerken und alten Pfarrkirchen, die uns heute mit äußerst interessanten Routen beschenken, die es zu entdecken lohnt. Weine wie Alta Langa, Moscato, Barbera, Brachetto, Nizza, Ruchè, Terre Alfieri, um nur einige der berühmtesten DOCG-Weine zu nennen. In einer kleinen Trattoria nördlich von Asti verkosteten wir den lokalen Spumente.
Spigno Monferrato und Bergagiolo
Der kleine Ort mit unter 1000 Einwohner*innen ist stark von Abwanderung geprägt. Noch vor 100 Jahren lebten in dem Ort mehr als 3.500 Menschen.
Außer Weinanbau gibt es hier nicht viel. Der sanfte Tourismus ist eine willkommene Einnahmequelle für die verbliebenen Männer und Frauen.
Dem Flusslauf des Bormido folgend ging es mit der Bahn in den Süden bis fast zur Provinzgrenze zu Ligurien. Wir erkundeten das kleine Bergdorf, aßen in der kleinen Dorfkneipe Roxy Bar fast die ganzen Essenvorräte auf. Danach wanderten wir hinauf ins kleine Bergdorf Bergagiolo, wo sich die internationale Kräutergenossenschaft Agronatura befindet.
Auf Besuch bei der Kräutergenossenschaft Agrinatura
Die Genossenschaft Agronatura wurde 1986 gegründet und baut Heilpflanzen nach den Methoden der biologischen und biologisch-dynamischen Landwirtschaft an. Großteils sind die Produkte auch DEMETER-zertifiziert. Durch die Befolgung der Prinzipien von Rudolf Steiner werden gute Ernteerträge erzielt.
Die Genossenschaft besteht aus 50 landwirtschaftlichen Betrieben, die in den Provinzen Alessandria, Asti und Cuneo liegen. Ein Teil der Feldarbeit wird manuell erledigt. Wir trafen den Geschäftsführer der Genossenschaft, Marco Ferro, der mit seiner Frau Cornelia und der gemeinsamen Tochter in der Nähe der Zentrale im kleinen Bergdorf Bergagiolo wohnt. Er führte uns durch den kleinen Betrieb mit der Kräuteraufbereitungsanlage und den Lagerräumen. Mittels Dampfextraktion in einem Niedertemperaturverfahren werden die angelieferten Kräuter in reine ätherische Öle umgewandelt. "Sowohl Dampf als auch die niedere Temperatur sind ideal, um Pflanzeneigenschaften zu erhalten", erzählte uns Marco. Die Produkte dieser Kooperative werden in Deutschland und Österreich unter der Marke Primavera angeboten.
Ferien im Bergdorf Bergagiolo
Marco Ferro hat in einem Teil seines Wohnhauses in ein Ferienappartement umgebaut und vermietet es an Urlauber:innen. Ohne PKW muss man aber gut zu Fuß sein, um von Spigno hinauf nach Bergagiolo zu marschieren. Aber dafür wird man mit der Gastfreundschaft der Familie und einer besonders ruhigen Umgebung belohnt...