Stille und Tosende Wasser am fuße des toten gebirges
In diesem Sommer waren wir zweimal im oberösterreichischen Almtal und genossen einerseits die Ruhe rund um den See und in den angrenzenden Wäldern, aber auch das Spektakel aus tosendem Wasser und steilem Fels. Und das alles fußläufig und nah beieinander und gut an Öffentliche Verkehrsmittel angebunden.
Still liegt er da, der Almsee am Nordrand des Toten Gebirges. Mit knapp einem Quadratkilometer Wasserfläche zählt er zu den kleineren Seen des Salzkammergutes. Im Süden und Norden wird er von sumpfigen Wiesen, im Westen und Osten von steilen, bewaldeten Schuttkegeln und Felswänden begrenzt. Kalt ist der Almsee auch im Sommer und wird nur von wenigen Leuten zum Baden genützt. Umso schöner ist es, einfach am Ufer zu sitzen und an den vereinzelten Schotterstränden zu verweilen. Durch seine Abgeschlossenheit und die Besitzverhältnisse sind die Seeuferbereiche zum Glück nicht verbaut worden. Vor allem an Wochenende im Frühjahr und Herbst lockt die Seekulisse zahlreiche Besucher*innen an, manchmal auch zu viele. Die Grauerlen und Schwarzerlenbruchwälder am Almsee gehören zu den größten geschlossenen Auwäldern in Oberösterreich mit starker Dynamik. Das ist mit ein Grund, wieso der Almsee unter Naturschutz gestellt wurde.
Die Röll ist seit Kurzem Natura-2000-Gebiet
Vom großen Almsee-Parkplatz führt eine Forststraße in die Röll hinein. Der 327 ha große, nach Nordwesten offene Talschluss mit seinen buchenreichen Mischwäldern reicht von 600 bis auf 1.050 m Seehöhe. Großteils sind die Bachläufe trocken, doch bei der Schneeschmelze oder nach einem Starkregen können die Rinnsale zu reißenden Flüssen werden, die eine Querung unmöglich machen. Spektakulär sind auch die Schottkegel und-ströme, die vom Toten Gebirge herunterkommen.
Hier ist eine naturnahe Entwicklung von artenreichen alpinen Rasen, Schneeheide-Alpenrosen- Latschengebüschen und subalpinen Waldtypen möglich. Die Vegetation wird in den Tal- und Hanglagen von Waldmeister-Buchenwäldern unterschiedlichen Alters dominiert, die an den steilen Flanken in Schneeheide-Kieferwälder und im südlichen Talschluss in Latschengebüsche übergehen. Im Sommer 2020 hat das Land Oberösterreich das Naturjuwel als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen und damit unter den Schutzschirm der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie gestellt.
Flüsse und Bäche
Die Haupttäler in der Gemeinde Grünau werden von den Flüssen Alm und Grünaubach gebildet. Bemerkenswert sind die vielen Seitentäler dieser
beiden Flüsse. Über 50 Bäche gehören zu ihrem Einzugsgebiet. Die bedeutendsten sind der Aagbach in der Röll, das Kohlenkar (Kolmkar) und der Schindlbach. Dazu kommen
viele kleinere Seitenbäche und unzählige wasserführende Gräben. Bei unserem Rundgang während eines längeren Regens konnten wir die Vielzahl an kleinen Bächen bestaunen, durch die
wir wegen der hohen Wassermenge zum Teil waten mussten.
An die 60 Kleinwasserkraftwerke stehen entlang der Alm und nützen beinahe den gesamten Flusslauf für die Energieerzeugung. Nur mehr ganz wenige Abschnitte der Alm
haben noch die natürliche Fließgeschwindigkeit.
Mit Öffis gut erreichbar
Von Wels führt eine Stichbahn direkt ins Ortszentrum von Grünau. Mehrmals am Tag fahren nach der Ankunft der Züge Regionalbusse die etwa 12km bis zum Almsee. Ein
Anrufsammeltaxi schließt die Lücken der Bus- und Zuglinien vor allem unter der Woche. Wäre nicht der erste Weltkrieg dazuzwischen gekommen, wären die Tunnelpläne der Eisenbahn durchs Tote Gebirge
möglicherweise realisiert worden.
Text: Marco Vanek, Fotos: Marco Vanek & Annemarie Niedereder-Mayr, Gertraude Huemayer
Literaturtipp: Ferdinand Trautwein: Alpingeschichte kurz&bündig - das Bergsteigerdorf Grünau, herausgegeben vom Österreichischen Alpenverein,
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