Montafon

maisäss: Wo die Vergangenheit spürbar ist

Die Maisäßlandschaft ist eine besondere Form der Almwirtschaft im Alpenraum. Die damit verbundene Lebenskultur prägen die Menschen und das gesamte Landschaftsbild des Montafons bis heute.

Maisäß Makwitsch im Montafon um 1905, Foto: Wikipedia
Maisäß Makwitsch im Montafon um 1905, Foto: Wikipedia

Die Maisäß oder im ostschweizerischen auch Maiensässe genannt, stellen eine kulturlandschaftliche Besonderheit dar. Ihre Entstehung geht auf die jahrhundertealte Geschichte der Dreistufenwirtschaft in der Landwirtschaft zurück, einer Form der Transhumanz. Die Eigenständigkeit besteht darin, dass meist die gesamte Hofwirtschaft auf den Maiensäss zog, während in anderen Alpenregionen nur die Alm-/Sennbelegschaft die Saison in den Hochlagen verbrachte. Die Dreistufenwirtschaft fasste bis ins 20. Jahrhundert eine umfassende Nutzung der gesamten Vegetation des Lebensraumes im hochalpinen Gebiet ins Auge.

 

Im Frühjahr (meist im Mai) zieht die Familie mit dem Vieh vom Heimathof im Tal für etwa vier Wochen auf die Mittelstufe, das Maisäß. Geht auf dem Maisäß das Futter zu Ende, begibt sich das Vieh unter Obhut der Hirten über den Sommer auf die Alpe. Mit Anbrechen des Herbstes erfolgt diese halbnomadische Wanderung in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück auf das Maisäß und schließlich talwärts zum Heimathof, wo der Winter verbracht wird. „Dadurch, dass wir dem Futter in die Höhe nachziehen, können wir im Tal früher und öfter heuen. Das entlastet den Betrieb im Winter sehr“, beschreibt Oswald Ganahl aus dem Montafon einen der wenigen Vorteile der Dreistufenlandwirtschaft in der heutigen Zeit.

 

 Im Montafon liegen die Maisäß meist auf einer Seehöhe zwischen 1.200 und 1.600 m. Sie waren durch ihre bewaldete Hanglage für den Ackerbau unbrauchbar und wurden gerodet. Diese "Rodungsinseln" konnten dann für die Viehwirtschaft als Mittelstufe zwischen dem Heimhof im Tal und der Alpe oberhalb der Baumgrenze genutzt werden. Die dabei entstandene Dreistufenlandwirtschaft prägte über Jahrhunderte die Kulturlandschaft und das Leben der bäuerlichen Bevölkerung. Und bis heute das Leben von Oswald Ganahl aus St. Bartholomäberg. Er betreibt in Bartholomäberg im Montafon mit seiner Familie eine Dreistufenlandwirtschaft nach altem Vorbild. „Wir wollen die Tradition weiterführen. Obwohl es sehr viel mehr Aufwand ist, war uns das wichtig“, erzählt er mit Stolz.  „Dadurch, dass wir dem Futter in die Höhe nachziehen, können wir im Tal früher und öfter heuen. Das entlastet den Betrieb im Winter sehr“.

 

Das Leben auf dem Maisäß war früher sehr beschwerlich. Es wurde gemäht, gemolken, gesennt, gemistet, gedüngt und gefüttert ohne maschinelle Unterstützung. Die kleinen Gebäude boten kaum genug Platz für alle Bewohner. Komfort gab es keinen. Und doch waren die Wochen am Maisäß vor allem bei den jungen Menschen sehr beliebt. Zeitzeugen berichten von einer Auszeit vom alltäglichen Leben. Die Arbeit war weniger hart wie am Hof daheim, es blieb mehr Zeit für andere Beschäftigungen. Gesellige Abende mit Nachbarn, Hirten und Jägern sorgten für heitere Ablenkung von der Abgeschiedenheit…

 

Noch heute empfinden viele Montafonerinnen und Montafoner eine starke starke emotionale Bindung zu ihren Maisäßen. Wer das große Glück hat, ein eigenes Maisäß zu besitzen, der hegt und pflegt es wie einen wahren Schatz. „Jedes Mal, wenn ich wieder oben auf dem Maisäß bin, erinnere ich mich an die alten Zeiten und vergesse den Stress unten im Tal“, beschreibt Oswald Ganahl die Wirkung des Maisäß auf ihn.

 

Die Bedeutung der Maisäßlandschaften hat sich mit dem Strukturwandel nach dem Zweiten Weltkrieg verändert. Die landwirtschaftliche Nutzung ging bedingt durch Produktionsdruck und Rationalisierungen stark zurück und machte das Maisäß als Mittelstufe in der Bewirtschaftung überflüssig. Heute steht die freizeitwirtschaftliche und touristische Nutzung im Vordergrund. Gute Erschließung durch Güterwege und Seilbahnen ermöglicht komfortable Standards, die damals dem Talboden vorbehalten waren. Heute werden die alte Hütten vor allem von Einheimischen und Gästen zu Erholungszwecken gemietet...

 

Mehr dazu:

Interessanter Artikel auf Wikipedia
Näheres zur Maisäß im Montafon

 

 

 

 

Maisäß in St. Bartholomäberg im Montafon / Foto: Andreas Haller, Montafon Tourismus GmbH